3. Kaiserplatz
Blickt man die Längsachse vom vergoldeten Balkon des kurfürstlichen Stadtschlosses den Kaiserplatz hinunter über die Allee zum Poppelsdorfer Schloss, ahnt man, wie früher die feine Gesellschaft von Schloss zu Schloss lustwandelte. Doch mitten in die lustvolle Sicht hinein sticht, wie ein Pfahl ins Fleisch, das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus, eine schwarze Basaltsteele mit der Aufschrift: „600 Bonner Bürger / Opfer des / Nationalsozialismus / Euch die ihr / starbet / entrechtet / erniedrigt / geschändet / zum Gedenken / uns zur Mahnung.“ Kontrastreich auch die Seiten des Kaiserplatzes: Auf der Gründerstilseite genießen Menschen in der Einkaufsmeile leidenschaftlich alles, was das Leben lustvoll macht. Theken, Tische, Spielinseln und Trottoir spiegeln Martin Bubers Beobachtung wieder: Leben ist Begegnung. Gegenüber, abseits vom prallen Leben, von Leid und Leidenschaft verzehrt, leeren Arbeitslose still ihre Bierflaschen. Ausgerechnet der deutsche Kaiser Wilhelm I. (Standbild beim Hotel Günnewig) steht auf ihrer Seite und ist froh, auf seinem Platz jetzt wenigstens Eckestehen zu dürfen. Nach nationaler Leidenschaft kam das Leiden an der Geschichte. Er stand schon abgeschoben auf einem Bauhof. Einladend breitet am Eingangsportal der Kreuzkirche der Auferstandene Christus die Arme über alle Menschen des Platzes aus. Leben alle unsere Biographien nicht von Passion und Auferstehung? |
Kaiserplatz |
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Silke Koch zu ihrer akustischen Intervention Mein Kaiserplatz Die Biografie eines Menschen ist ein Spiegel seiner individuellen Geschichte und zugleich einer Zeitgeschichte, die sich an ausgewählten Orten manifestiert. Meine eigene Biografie ist geprägt durch den gesellschaftlichen Umbruch 1989 und der daraus folgenden Notwendigkeit, sich neu zu erfinden. Die Neubetrachtung und -benennung von öffentlichen Orten und gesellschaftlichen Ritualen spielte dabei eine besondere Rolle. Dementsprechend gilt mein künstlerisches Interesse der Frage, wie sich persönliche und gesellschaftliche Wirklichkeit darstellt oder konstruiert wird. In ‚Mein Kaiserplatz’, führt die Erinnerung Regie und konstruiert ortsbezogene Begebenheiten zu Identität stiftenden Erzählungen einer durch gesellschaftliche Umbrüche und Wandel geprägten deutschen Geschichte. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit sich die Erinnerung der Erzählenden auf einen gemeinsamen Kontext und warum sich eine Demokratie mit einem öffentlichen Platz auf ein Kaiserreich bezieht. Die ‚Hörbücher’ liegen aus am Caféroller vor der Kreuzkirche, im Wasch- und Kultursalon Innovations point, in der Kreuzkirche und im Café Giornale. |
Silke Koch |
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Laufzeiten 1. Caféroller, Kreuzkirchenplatz: Di-Sa 9.00-17.00 Uhr / 2. Wasch- und Kultursalon Innovations point, Mo-Sa 9.30-19.00 / 3. Café Giornale, Kaiserpassage, Mo-So 11.00-2.00 / 4. Kreuzkirche: Di-Sa 13.00-17.00, So 9.00-14.30 Uhr |
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Veranstaltungen |
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Sonntag, 17. Februar 2013, 10:00 Uhr Aus Krisen gestärkt hervorgehen (Lukas 22,31-34) Gottesdienst zu PassionenStationen mit Pfarrer R. Petrat Wilfried Dohr, Orgel Anschließend Kaffee- und Informationsgespräch unter der Orgelempore Ort:Kreuzkirche, Kaiserplatz Sonntag, 17. Februar 2013, 11:30 Uhr Künstlergespräch mit Silke Koch/ Berlin Ort: Orgelempore der Kreuzkirche, Kaiserplatz Mittwoch, 20. Februar 2013, 20:00 Uhr Gottes neuer Umgang mit der Welt - Mauern fallen, Menschen ändern sich Ökumenisches Gespräch zu Markus 1,1-5 Mit Pfarrer R. Petrat Ort: Krypta der Kreuzkirche, Kaiserplatz Freitag, 29. März 2013, 10:00 Uhr Der Vorhang zerreißt zu neuem Leben (Matthäus 27,33-54) Abschlussgottesdienst zu PassionenStationen mit Pfarrer R. Petrat Stefan Horz, Orgel Anschließend Nachlese zum Kunstprojekt in der Taufkapelle Ort: Kreuzkirche, Kaiserplatz |
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